•  

    Juli 2021

  •  

  • Ölkürbisanbauflächen 2021 europaweit zweistellig gewachsen

    Trotz Flächenausdehnung in ganz Europa wird die heurige Ernte begehrt sein, Hagelereignisse und Trockenheit setzen den Hauptanbaugebieten zu.

    Der Aufwärtstrend der Ölkürbisanbauflächen hält auch 2021 an. Gesamt wird in Europa eine um ca. 20 % größere Kürbisanbaufläche als 2020 angenommen. Die meisten der traditionellen Anbauländer haben 2021 die Ölkürbisflächen ausgedehnt. Die flächenmäßig größte Steigerung verzeichnen Polen und Slowenien mit jeweils fast verdoppelten Anbauflächen.
    In Österreich wurde der Anbau zum Vorjahr um knapp 12 % ausgedehnt. Die Bioflächen kletterten auf das Allzeithoch von ca. 10.800 ha (+14 %) und halten somit einen Anteil von 27 % an der österreichischen Kürbisanbaufläche. Die inländischen konventionellen Ölkürbisflächen konnte um 11 % zum Vorjahr auf knapp 29.000 ha anwachsen, wobei der bisherige Höchststand von 2016 dabei noch um mehr als 4.000 ha unterschritten bleibt.

    Entwicklung von Gebiet zu Gebiet sehr verschieden

    In den einzelnen Bundesländern zeigen sich große Unterschiede in der Anbauflächenentwicklung. Teils unzufriedenstellende Erträge 2020 und die positiven Preisentwicklungen von Vergleichsfrüchten wie Mais und Soja lassen den Kürbisanbau in der Steiermark auf dem Vorjahresniveau stagnieren.

    Oberösterreich wuchs prozentuell am stärksten (+31 %), Niederösterreich um 20 % (absolut um ca. 3.500 ha). Niederösterreich hält bereits 50 % der Kürbisanbauflächen – im Biobereich satte 85 % – womit 43 % der Kürbisflächen in Niederösterreich biologisch bewirtschaftet werden.

    Im Bereich des Bio-Ölkürbisanbaus ist in Österreich in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung zu verzeichnen. In den letzten drei Jahren wuchs diese jährlich im Durchschnitt um über 20 %.

    Früher Anbau im Vorteil

    Wie sich die Kürbisbestände Mitte Juni zu Blühbeginn zeigten, war 2021 sehr stark vom Anbauzeitpunkt geprägt. Die Witterung zur Anbauzeit war dieses Jahr insofern herausfordernd, da die Luft- und damit auch die Bodentemperaturen kühl waren. Viele Anbauer haben deshalb mit dem Anbau zugewartet. Mit diesem Hinauszögern in den Mai hinein kamen zusätzlich zu den gemäßigten Temperaturen auch noch hohe Niederschlagsmengen, die speziell für den empfindlichen Kürbissamen negativ wirkten. Schlechte Feldaufgänge und ein hoher Anteil an Umbruchsflächen mit spätem Wiederanbau bis in die erste Juni-Hälfte hinein lassen große Fragezeichen für den weiteren Verlauf offen.
    Ein früher Anbau war im Aufgang deutlich besser und entwickelte sich auch im Mai bereits zufriedenstellend. Insbesondere Niederösterreich und Oberösterreich waren stärker von den Aufgangsproblemen betroffen. In der Steiermark erfolgte der Anbau generell noch im April, was sich in besser entwickelten Pflanzenbeständen zeigt.
    Der Mai war für den Kürbis zu niederschlagsreich und vor allem zu kühl. Im Juni folgte Trockenheit mit der ersten Hitzeperiode Mitte Juni, was der Kürbis aber im Vergleich zu anderen Kulturen bekannterweise gut verträgt. Ende Juni kam es zu Hagelereignissen in der West- und Oststeiermark.
    In den niederösterreichischen Hauptanbauregionen der Bezirke Mistelbach, Hollabrunn, Horn ist der Anteil an Flächen mit schlechten Feldaufgängen durch die kühl-feuchten Umstände hoch. Hagelschäden um den 24. Juni und Gebiete mit extremer Trockenheit prägten den Juni in großen Teilen Niederösterreichs.
    Ende Juni wurden auch die Ölkürbisbestände im Süd- und Mittelburgenland von Hagelunwettern heimgesucht, das Nordburgenland war von den gleichen Problemen wie Niederösterreich betroffen (Feldaufgang, Trockenheit).

    Hoher Blattlausdruck durch Trockenheit im Juni

    Zu erwähnen ist dieses Jahr das Auftreten von Blattläusen im Ölkürbis. Da dies in den meisten Regionen in der Vergangenheit eine untergeordnete Rolle gespielt hat, weil sie nicht sonderlich stark aufgetreten sind, wurden einige vom heurigen massiven Auftreten überrascht. Durch die warm-trockene Witterung im Juni konnten sich die Läuse stark vermehren und die natürlichen Gegenspieler (Marienkäfer, Schwebfliegen u.a.) die Ausbreitung nicht ausreichend eindämmen, sodass die Schadschwelle für den Kürbis überschritten wurde. Die Blattläuse schaden den Pflanzen einerseits, weil sie mit ihren Stechrüsseln den Saft aus Stängeln und Blättern saugen, zum anderen übertragen sie Pilzkrankheiten und Viren. Da der Befall erst zur Blüte so richtig stark und auch erst spät erkannt wurde, war es für eine Behandlung mit Insektiziden oft schon zu spät. Im konventionellen Bereich hat das Insektizid Mospilan 20 SG im Ölkürbis nach Art. 53 vom zweiten bis sechsten Blattstadium des Kürbisses, bzw. vom 15.4. bis 1.7.2021, eine Notfallzulassung erhalten. Das Produkt Teppeki hat 2020 eine Indikationserweiterung nach Artikel 33 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 zur Bekämpfung von Blattläusen in Ölkürbis erhalten und kann ab dem sechsten Blattstadium angewendet werden!

    Auswirkungen auf Verfügbarkeit und Preisentwicklung

    Die Absatzmärkte entwickeln sich stetig und damit auch der Bedarf an Kürbiskernen. Für den Anbau 2022 kann folglich mit weiterer Flächenausdehnung für Bio und Konventionell gerechnet werden, sofern nicht erhebliche Mengen aus dem – doch im Jahr 2021 stärker ausgeprägten – Spekulationsanbau, sprich vertragsfreie Ware, auftauchen.

    Die Preise von Kürbiskernrohware haben sich nach dem Tiefstand 2017 in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben entwickelt, auch wenn die Umsetzung im Lebensmittelhandel eine spezielle Herausforderung darstellt. Für die Ernte 2021 werden je nach Versorgungssituation Überzahlungen der Vertragsmindestpreise angestrebt, womit sich die Preise dem Höchstpreis von 2016 mit allen damit verbundenen Risiken annähern.

    Bio-Boom hält an

    Die Bio-Anbauflächen entwickeln sich beim Ölkürbis nahezu ausschließlich in Österreich. Die anhaltend gute Bio-Nachfrage lässt diese steile Entwicklung auch zu, ohne in eine Überversorgung zu kommen. Die Produzentenpreise zeigen nach mehrjährigen Rückgängen zum Anbau 2021 erstmals wieder eine steigende Tendenz, die sich aus dem konstant steigenden Absatz und dem daraus resultierenden Bedarf ableiten lässt.